Patienten nachhaltig zum erholsamen Schlaf führen

    Rund ein Viertel der Schweizer Bevölkerung kennt Schlafprobleme aus eigener Erfahrung und zehn Prozent leiden an einer behandlungsdürftigen Schlaf- und Wachstörung, wie Schnarchen, Ein- und Durchschlafstörungen und unruhige Beine. Häufig werden diese nicht erkannt oder sind Tabuthema. Nicht in der Klinik für Schlafmedizin Bad Zurzach und Zürich: Chefarzt Dr. med. Jens Acker gibt Einblick in die wirkungsvollen und zielgerichteten Therapien.

    (Bilder: zVg) Chefarzt Dr. med. Jens Acker ist Experte auf dem Gebiet der Schlafmedizin: «Schlafmedizin wird sich weiterentwickeln durch die neuen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie.»

    ZURZACH Care Klinik für Schlafmedizin ist eine der ersten, wenn nicht die erste Schlafklinik in der Schweiz mit Gründung im Jahr 1995. Was ist charakteristisch für Ihr Unternehmen?
    Dr. med. Jens Acker: In der Klinik für Schlafmedizin haben wir von Beginn an immer ein Hauptziel verfolgt: Die bestmöglichen Lösungen für die individuellen Wach- und Schlafprobleme unserer Patienten zu finden. Der Gründer der Klinik für Schlafmedizin, Dr. Schwander, war ein Schlafmedizin-Pionier der ersten Stunde. Er hat mit einem Kernteam und viel Improvisationstalent den Mutterbetrieb in Zurzach aufgebaut und zehn Jahre später eine Schwesterklinik in Luzern eröffnet. Ich bin sehr dankbar für das Privileg, mit ihm noch einige Jahre zusammengearbeitet zu haben, bis ich 2015 die medizinische Leitung in Zurzach übernommen habe. Zwischenzeitlich sind wir auch in Zürich City tätig. Alle unsere Mitarbeiter geben ihr Bestes für den gesunden und erholsamen Schlaf – wir sind sozusagen ein Team von «Schlafverrückten».

    Ein wichtiger Bereich ist die Schlafmedizin, die in Bad Zurzach eine lange Tradition hat. Wie hat sich die Therapie und Behandlung von Schlafstörungen in den letzten Jahren entwickelt?
    Schlafmedizin ist im Vergleich zu den 46 Medizinischen Facharztgruppen der Schweiz immer noch eine junge Spezialisierung. Die schweizerische Schlafgesellschaft zum Beispiel wurde erst im Jahr 1991 gegründet. Wir haben heute ein wesentlich breiteres Spektrum von Therapien – der Trend geht hin zur individuellen und personalisierten Schlafmedizin. Für uns Schlafspezialisten gehört deswegen ein vernetztes Arbeiten in einem interdisziplinären Team zum Alltag. Die moderne Schlafmedizin von heute umfasst zum Beispiel digitale Therapieformen wie beispielsweise Online-Therapie für Insomnie, moderne Diagnostik@Home Angebote und die klassische Schlaflabordiagnostik. Hinzugekommen sind stationäre Therapieangebote für schwerer erkrankte Patienten, die oft mehrere behandlungsbedürftige Störungen haben. In Zusammenarbeit mit Zahnärzten und HNO-Ärzten suchen wir die optimalen Therapiemöglichkeiten. Ob eine Zahnschienen-Anfertigung möglich ist, eine HNO-Diagnostik mit simuliertem Kurzschlaf nötig ist oder gar ein Zungenstimulator in Frage kommt, dies wird schnell und kompetent geklärt.

    Rund ein Viertel der Bevölkerung kennt Schlafprobleme aus eigener Erfahrung. Wann muss eine Schlaf-Wachstörung behandelt werden?
    Wenn wir das auf eine einfache Formel reduzieren: Wenn die Tagesform trotz ausreichender Schlaflänge nachlässt, Müdigkeit auftritt oder gar Schläfrigkeit die Lebensqualität einschränkt, sollte dies abgeklärt werden. Und wenn es erst gar nicht zum Schlafen kommt – Insomnien gehören zu den häufigsten Gesundheitsstörungen der Bevölkerung – sollte vor dem Einsatz eines Schlafmittels eine verhaltensmedizinische Behandlung des Schlafproblems versucht werden.

    Wie kommen Patientinnen und Patienten mit Schlafproblem in der ZURZACH Care zu gesundem Schlaf?
    Vor dem Beginn einer wirkungsvollen und zielgerichteten Therapie steht immer eine umfassende Diagnostik. Wir nehmen uns hierfür Zeit und berücksichtigen auch alle vorhandenen Fremdbefunde. Schwierige Fälle werden täglich in einem interdisziplinären Team besprochen und die optimalen Lösungsansätze gesucht. Wir können fast alle der über 70 bekannten schlafmedizinischen Störungen in unserer Klinik diagnostizieren und auch die Therapie selbst durchführen. Die Schlafmedizinerinnen und -mediziner werden hierbei von einem hochqualifizierten Team von Pflegekräften mit einem speziellen eidgenössischen Fachausweis unterstützt: Diese führen die Schlaflabordiagnostik durch und unterstützen uns bei der Therapieeinleitung. Wenn Patienten zum Beispiel Probleme mit Therapiegeräten haben, kommen diese zu uns in die Klinik für Schlafmedizin.

    (Bild: zVg) Mit einem dreiwöchigen stationären Aufenthalt wird Struktur im Schlaf-Wach-Rhythmus geschaffen.

    Haben Sie im Zusammenhang mit der Pandemie mehr Patientinnen und Patienten, die an Schlafstörungen leiden?
    Wir haben in der Zwischenzeit zahlreiche Patienten mit Insomnien und Erschöpfungsproblemen kennengelernt, viele Patienten sind seelisch durch die Isolation und Einschränkungen im Alltag belastet. Ich würde davon ausgehen, dass wir momentan nur die Spitze vom Eisberg sehen, da zahlreiche Patienten aufgrund der Pandemie nötige Behandlungen aufschieben.

    Wie fördert man einen gesunden Schlaf?
    Meine Favoriten: Viel Bewegung, gute soziale Kontakte, ausreichend Zeit für Entspannung, Verzicht auf die elektronischen Helfer – zumindest in der Nacht und am Wochenende. Wir von ZURZACH Care sind dabei, umfassende Präventionsangebote zu entwickeln für die häufigen Probleme Stress, Schlafstörung und (Kopf)Schmerz. Wir sind sehr gespannt, wie diese 2022 angenommen werden.

    Sie bieten auch Long-Covid Behandlungen an. Spielen hier Schlafstörungen auch eine Rolle?
    Long-Covid ist in der Medizin noch nicht gut verstanden, vieles ist in Entwicklung. Nicht nur Schlafstörungen spielen in unseren Angeboten eine Rolle, sondern auch Tagesmüdigkeit, erhöhte Erschöpfbarkeit, verminderte Konzentrationsfähigkeit.

    Welcher Zusammenhang besteht zwischen psychischen Problemen, dem Unterbewusstsein und Schlafstörungen?
    Wir wissen, dass zahlreiche psychische Störungen verhindert oder gemildert werden können, wenn die Erholungsfunktion verbessert wird. Die Zusammenhänge um Schlaf und Psyche werden aktuell in internationalen Forschungsprojekten untersucht. Da fast jedes Burn-out mit einer starken Schlafstörung beginnt, liegt hier aus meiner Sicht eine grosse Chance für die Zukunft.

    Welchen Stellenwert hat und wird die Schlafmedizin in der heutigen Hightech-Medizin künftig haben?
    Schlafmedizin wird sich weiterentwickeln durch die neuen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie – denken Sie beispielsweise an Wearables, die uns Beobachtungen in der gewohnten häuslichen Umgebung über längere Zeiträume ermöglichen werden. Für mich als nicht mehr jungen Arzt ist eines klar: moderne Technik allein wird es nicht bringen. Persönlich würde ich auf die Kombination «human touch» und «hightech» setzen.

    Interview: Corinne Remund


    Schlafmedizin in der ZURZACH Care

    Schlafmedizin hat in Bad Zurzach eine lange Tradition. Bei der Gründung im Jahr 1995 war die Klinik für Schlafmedizin eine der ersten Schlafkliniken in der Schweiz. Heute betreut die Klinik Patientinnen und Patienten an den drei Standorten in Bad Zurzach, Luzern und in Zürich.

    www.zurzachcare.ch/schlafmedizin

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